Und wieder mal geht ein Ruck durch Deutschland!

War es Anno 1997 der finale Aufbruch in den zügigen Abbau des Sozialstaates, den der damalige Bundespräsident Roman Herzog in seiner Berliner Rede beschwor, so ruft er heute zur Jagd auf Rentner auf. Er sehe in der außerplanmäßigen Erhöhung eine gefährliche Entwicklung, sieht darin gar eine Grundgesetzwidrigkeit. Schließlich seien für ihn die Alten auf dem Weg die Jüngeren auszuplündern, wie er es nannte. Das Horrorszenario einer Rentnerrepublik zeichnet Roman Herzog, dessen jährliche Bezüge übrigens als Ehrensold bezeichnet werden und z. Z. die Höhe von 219.000,- Euro betragen, plus natürlich seiner Pension als ehem. Bundesverfassungspräsident, als ehem. Justizminister Baden –Württembergs, etc.

Die große Mehrzahl der Rentnerinnen muss mit einer Rente von ca. 500,- Euro, der Rentner mit ca. 1050,-Euro, auskommen, jede Erhöhung wird da gleich durch höhere Krankenkassenbeiträge wieder einkassiert. Jetzt sollen da Erhöhungen von ca. 5,- bis 10,- Euro zu einem ausplündern der jüngeren Generation führen? Reklamiert da jemand für sich das Recht darauf „Dummes Zeug“ zu reden? Ich kann verstehen, dass die ältere Generation zornig ist. Sie hat dieses Land wieder aufgebaut, sie wurden ausgebombt,  verfolgt und vertrieben, sind geflüchtet, haben in Ruinen und bitterster Armut leben müssen. Sie haben gehungert, gefroren, hatten Eltern, Ehepartner, Familienangehörige, Freunde, die Heimat verloren. Haben keine höheren Schulen besuchen können, haben keine Karrieren machen können, haben sich wenig genug leisten können in ihrem Leben. Sie haben gelernt mit wenig Geld auszukommen, sie haben ertragen das sie in den letzten Jahren ausgeschlossen waren von Lohnsteigerungen, sie haben den Euro geschluckt, die wachsende Inflation, die explodierenden Energiepreise, die steigenden Lebensmittelpreise, die Zuzahlungen bei den Medikamenten, den immer längeren Wartezeiten auf eine Facharztbehandlung. Sie haben still gehalten, sie sind nicht auf die Straße gegangen, haben nicht ihr Recht eingefordert, haben Niemanden etwas weg genommen, aber woher nehmen Menschen wie Roman Herzog das Recht, eben diese ältere Generation zu beschimpfen, ihnen Ausplünderung der jungen Generation vorzuwerfen, ihnen Schmarotzertum anzukreiden, ihre berechtigten Forderungen als Verfassungsfeindlich darzustellen?

Diese Generation kann verlangen das man ihr mit Respekt entgegen tritt, das sie das bekommt was ihr zusteht, schließlich haben diese Menschen jahrzehntelang in die Rentenkasse eingezahlt. Ist es ihre Schuld, dass Politiker wie Kohl und Schröder eben diese Rentenkasse auf die schiefe Bahn geführt haben? Es ist keineswegs so, das die Jüngeren den Generationenvertrag aufgekündigt haben, es ist vielmehr das Leute wie Schröder, Riester und  Merkel für die Gewinne der Versicherungsunternehmen versuchen das Deutsche Rentensystem an den Abgrund zu führen. Sie beherrschen das Geschäft mit der Angst. Waren es vor mehr als 25 Jahren noch Einzelne, Sachsens späterer Ministerpräsident Biedenkopf, dessen Assistent Mirgel, die für die Zerschlagung der Rentenversicherung plädierten, so sind sie dank Christansen, Will, Illner etc. mittlerweile in der Überzahl, welche die öffentliche Meinung beherrschen. Besonders hervor sticht dabei der Konvent für Deutschland, in dem sich eine illustre Schar von Sozialabbauspezialisten wie Heinz-Olaf Henkel, Otto Graf Lambsdorff, Sabine Christiansen und Wolfgang Clement  unter der Führung von Roman Herzog zusammen gefunden haben, welche die einseitigen Interessen der Versicherungswirtschaft vertreten.

Es sind Kampanien die da seit Jahren gefahren werden, die letztendlich nur geführt werden um an unser Geld zu gelangen.  Warum einen Riester-Vertrag abschließen, dessen Verwaltungskosten ca. 10% betragen, der nur  eine kümmerliche Rendite erwirtschaftet, der  z.B. nicht im Ausland ausgezahlt wird, der vielen Menschen keine wirkliche Steigerung ihrer Altersbezüge garantiert? Wären diese Gelder, plus der staatlichen Förderung nicht wesentlich besser bei unserer Dt. Rentenversicherung aufgehoben, deren Verwaltungskosten zum Vergleich nur ca. 4% betragen? Und warum frage ich, beschwört Herr Herzog die Angst vor einer Rentnerdemokratie, es sind schließlich doch die Menschen, die über fast 60 Jahre Demokratieerfahrung verfügen! Wir, DieLinke, streben eine neue Seniorenpolitik an. Das Alter ist für uns ein Lebensabschnitt mit eigenen Ansprüchen und Bedürfnissen, der nicht einfach nur auf Rente, Pflege oder Kosten reduziert werden darf. Wir wollen dass die Lebensleitungen der älteren Generation geachtet werden.

Übrigens, Roman Herzog ist in zweiter Ehe mit Alexandra Freifrau von Berlichingen verheiratet und residiert auf der von ihr erbten Burg Jagsthausen, der Stammburg deren von Berlichingen. Wäre es nicht schön, wenn sich eine Schar von älteren Menschen auf den Weg zu dieser Burg machen würden und Roman Herzog das abgewandelte Zitat des Ritters Götz von Berlichingen entgegen schleudern würden: „Vor ihrem ehemaligen Amt des Bundespräsidenten, haben wir wie immer, schuldigen Respekt. Er aber, sagen wir ihm, er kann uns mal im Arsche lecken!“